Von der Lehrmittelsammlung zum Universitätsmuseum
Das Hans Gross Kriminalmuseum wurde als "Criminal-Museum am Landesgericht für Strafsachen" in Graz im Jahr 1895 vom Juristen Hans Gross (1847-1915) eröffnet. Die Sammlung bestehend aus "corpora delicti" ermöglichte als ursprüngliche Lehrmittelsammlung Studenten, Juristen und Kriminalbeamten eine Ausbildung an Hand von Gegenständen dokumentierter Kriminalfälle. Die Ausbildung stieß international auf großes Interesse, sodass sie etwa in den USA, in Deutschland und Japan rege Nachahmung fand. Die Sammlung der verschiedensten corpora delicti (zum Beispiel Waffen, Projektile und Giftstoffe) spiegelt Gross´ leidenschaftliche Begeisterung für sachliche Beweismittel wider.
Für seine Sammlung besonders charakteristisch ist der sogenannte Tatortkoffer, der im Hans Gross Kriminalmuseum ausgestellt ist.
Er beinhaltet Gegenstände, mit denen Hans Gross "akribische Untersuchungen" an Tatorten durchführte, da er an der Zuverlässigkeit von Zeugenaussagen zweifelte. Auf diese Weise erweiterte Gross methodisch die Aufklärungsart von Verbrechen und gilt auch daher als Begründer der Kriminalistik.
Entstehung des Museums
Das von Hans Gross neu gegründete Kriminalistische Institut wurde im Keller des Nordtraktes des Hauptgebäudes der Universität untergebracht. Der Zustand dieser Räume war so desolat, dass Gross im Winter 1913/1914, aufgrund des gesundheitsbedrohlichen Raumklimas den wissenschaftlichen Betrieb großteils einstellen und in seiner Wohnung weiterführen musste.
Sein Nachfolger, Adolf Lenz, verlegte das Museum ins Meerscheinschloss, wo er die Sammlung nach dem Gross’chen System aufstellen ließ. Dazu hatte Gross die Sammlung in 32 Bereiche untergliedert.
1980 wurde das Museum wieder in das Strafrechtsinstitut eingegliedert und im ehemaligen St.-Anna-Kinderspital, in dafür adaptierten Räumen, aufgestellt.
Seit 2010 ist das Kriminalmuseum Teil des überfakultären Leistungsbereichs Universitätsmuseen und seit seiner Neueröffnung im Jahre 2018 in der Heinrichstraße 18 zu besuchen.
Publikationen
Hans Gross kam bei seiner langjährigen Tätigkeit am Gericht zu der Überzeugung, dass ein Untersuchungsrichter für seine Arbeit mehr brauche, als er auf der Universität lernen und aus den Gesetzesbüchern entnehmen kann.
Aus diesem Grund verfasste er 1893 sein Hauptwerk, das „Handbuch für Untersuchungsrichter“.
Es beinhaltet:
- alle Arten des Verbrechens
- das Wesen der Verbrecher
- die Arbeitsmethoden der Verbrecher
Darüberhinaus finden sich darin auch Ratschläge für das Vorgehen der Untersuchungsrichter sowie das Konzept der sogenannten „Komissionstasche“ (= Tatortkoffer).
Bereits einige Jahre später war das Werk des Grazers Hans Gross in fast alle Kultursprachen übersetzt worden und erweckte weltweit großes Interesse. Sogar das amerikanische FBI verwendete sein Handbuch.
1898 veröffentlichte Hans Gross seine „Kriminalpsychologie“, ein Werk, das sich eingehend mit der Erforschung der Täterpersönlichkeit befasst.
1898 erschien als aktuelle und laufende Ergänzung des Handbuchs auch der erste Band der von Hans Groß herausgegebenen Zeitschrift „Archiv für Kriminalanthropologie und Kriminalistik“.
Kontakt
Mag.phil. Dr.phil. Stefan Köchel
So erreichen Sie uns:
Unsere Eintrittspreise
Erwachsene: € 5,00
Gruppen (ab 8 Personen): € 3,00 pro Person
Familienkarte: € 8,00
Schülergruppen, Kinder, Studierende, Menschen mit Behinderung: € 2,00
Ermäßigungen für Präsenzdiener, Senior:innen mit der Steiermark Seniorencard, SozialCard-Inhaber:innen: € 3,00