Universitätsmuseen: Das radikaldemokratische Museum - Vortrag von Nora Sternfeld -
Seit das Buch das radikaldemokratische Museum 2018 erschienen ist, hat sich die Welt in vielerlei Hinsicht verändert. Einerseits scheint die Repräsentation der Demokratie wichtiger geworden zu sein, während die Demokratie als Repräsentation immer schwächer wird. Fast stellt sich die Frage, ob bei dem Interesse an der Demokratie im Museum, nicht bereits eine Demokratie gemeint ist, die deshalb im Museum ist, weil es sie bald nicht mehr zu geben droht… Hier stellt sich also heute anders die Frage: Was kann das Museum als demokratische Institution leisten und welche imaginären Anrufungen der Repräsentation von Demokratie sind fast schon undemokratisch? Andererseits haben sich in den vernetzten Systemen der sozialen Medien, in denen Klicks und Aufmerksamkeit viel mehr wert sind, als nachvollziehbare Argumente und kaum Platz für Komplikationen und Gleichzeitigkeiten, in den Förderlogiken und Begriffskonjunkturen der Gegenwart, in denen selbst Demokratie als Marke beworben wird, Kämpfe und Widerstände zuerst fast unmerklich und dabei zugleich drastisch gewandelt: Wir stehen nicht mehr zusammen, sondern bestenfalls in Konkurrenz zueinander und schlimmstenfalls in blankem Hass gegeneinander. Wenn Wissen und Erinnerung immer umkämpft und umstritten sind, so scheinen sie es heute unter sehr spezifischen und unheimlichen Bedingungen zu sein. Wie kann eine Museumsarbeit aussehen, die sich den binären Logiken der Verschwörungstheorien widersetzt und die sowohl mit den als auch gegen die Lücken und Brüche arbeitet, die Überlieferung als Herrschaftstechnik mit sich bringt?