European Academic Heritage Day - The Unexpected
Zum heutigen European Academic Heritage Day unter dem Motto “The Unexpected” präsentieren die Universitätsmuseen der Universität Graz ein Objekt aus der kunsthistorischen Sammlung mit dem Titel: Christus als guter Hirte (um 1740).
Das Motiv des „guten Hirten“ ist in der christlichen Kunst weit verbreitet: Jesus führt seine Schafe – Sinnbild für die Gläubigen – auf den rechten Weg. Meist sieht man ihn mit einem Hirtenstab und einem Schaf auf den Schultern.
Dieses Gemälde jedoch zeigt eine ganz andere, seltene Darstellung: Die Schafe trinken das Blut Christi – ein starkes, symbolträchtiges Bild. Es verweist auf die lange Tradition der Verehrung des heiligen Blutes Jesu, die auch in der Kunstgeschichte vielfältige Formen fand – von Jesus am Kreuz, dessen Blut in einen Kelch fließt, bis hin zum Lamm Gottes, aus dessen Wunde Blut strömt. Das Werk aus unserer Sammlung hebt sich deutlich von diesen bekannten Darstellungen ab.
„und mein Blut ist wahrlich ein Trank“ (Joh 6,55)
In der Eucharistie (Kommunion) steht der Wein symbolisch für das Blut Christi. Dabei wird eine Parallele zwischen dem bei der Liturgie (christlicher Gottesdienst) ausgegebenen Rotwein und dem Blut Jesu gezogen. Die Schafe stehen für Christ:innen, die das Blut Christi trinken und so Gemeinschaft mit ihm erleben.
„Ich bin die Tür zu den Schafen.“ (Joh 10, 7)
In dieser Darstellung symbolisiert Jesus die christliche Religion und mit der geöffneten Brust lässt er die Christ:innen in den Glauben eintreten. Durch das Betreten des Christentums kommen die Gläubigen an einen seligen Ort. Die Schafe können aber auch bereits Gläubige darstellen, die in Christus ein Tor zum Paradies finden. Jesus fungiert hier als Schnittstelle zwischen zwei Orten.