Das Motiv des „guten Hirten“ ist in der christlichen Kunst weit verbreitet: Jesus führt seine Schafe, Sinnbild der Gläubigen, behütend auf den rechten Weg. Doch dieses Gemälde zeigt eine seltene Variante. Hier trinken die Schafe das Blut Christi – eine Darstellung, die auf die lange Tradition der 'Verehrung des heiligen Blutes' verweist.
Der ungewöhnliche Bildinhalt nimmt Bezug auf Johannes 6,55: „… und mein Blut ist wahrlich ein Trank.“ In der Eucharistie steht der Wein für das Blut Christi – ein Moment der Gemeinschaft zwischen Jesus und den Gläubigen. Doch anstatt es zu symbolisieren, zeigt dieser unbekannte Künstler es im wahrsten Sinne des Wortes.
Auffällig ist auch die geöffnete Brust Jesu. Angelehnt an Johannes 10,7 – „Ich bin die Tür zu den Schafen“ – fungiert Christus hier als Tor zum Glauben und durch das Betreten des Christentums kommen die Gläubigen an einen seligen Ort.